Rohstoffe

Wenn sie an Digitalisierung denken, würden den meisten Beteiligten in der Lackindustrie Rohstoffe nicht als erstes in den Sinn kommen.

Warum setzen wir dieses Thema auf den ersten Platz und auf die Themenliste der Workference? Zum einen betrachten wir die gesamte Wertschöpfungskette der Farben und Lacke, d.h. „Cradle-to-Cradle“. Die Wertschöpfungskette beginnt mit den Rohstoffen.

In diesem Teil der Wertschöpfungskette ist das Defizit an Daten aufgrund mangelnder Verfügbarkeit sowie fehlender Standardformate am größten. Die häufigsten Quellen für Rohstoffdaten sind technische Datenblätter (TDS) und Sicherheitsdatenblätter (MSDS), erhältlich in gedruckter Form oder, im besten Fall, als pdf-Dateien.

Jede, spätestens bei der Anwendung bedeutsame, Beziehung zwischen Struktur und Eigenschaft von Rohstoffen hängt von ihren zu Grunde liegenden chemischen und physikalischen Rohstoffdaten ab. Jede zukünftig notwendige und definitiv erfolgende Optimierung in Richtung nachhaltiger Produkte wird dies auch tun – sofern die bislang fehlende Grundlage geschaffen wird. Eine gute, valide Datenbasis von Rohstoffen ist die Basis für

  • Simulationen/Modelle
  • Struktur-Eigenschafts-Beziehungen
  • Mögliche Inkompatibilitäten
  • Fehlervermeidung und -korrekturen in der Prozesskette
  • Nachhaltigkeits-Bewertungen
  • Digitale Produktpässe   

Messungen/Prozesse/Datenanalyse

Die Lackproduktion befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Online-Charakterisierungsmethoden, Prozessoptimierung durch Künstliche Intelligenz, sich selbst steuernde und optimierende Prozesse usw. stehen der Lackindustrie mehr und mehr zur Verfügung.

Solche Tools haben ein enormes Potenzial, ihre Implementierung ist jedoch in der Regel nicht einfach. Einige der damit verbundenen Fragen sind:

  • Welche Merkmale sind die wahren Schlüsseleigenschaften, die es zu untersuchen gilt?
  • Welche Methode sollte für deren Charakterisierung verwendet werden?
  • Wie implementiert man eine solche Methode im Labor oder in der Fertigung?
  • Wie erhält man einen quantifizierbaren Nutzen aus den gesammelten Daten?
  • Wie kommunizieren die Maschinen miteinander?

Recycling/Kreislaufwirtschaft (In Vorbereitung)

Recycling und Kreislaufwirtschaft sind zweifellos ein heißes Thema, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Während das Recycling von aufgetragenen Lackschichten auf einem Untergrund noch für einige Zeit sowohl wirtschaftlich als auch technisch ein sehr komplexes Thema bleiben wird, ist es für flüssige Materialien wie Lackresten, Fehlchargen, überschüssigen Lagerbeständen vor oder nach Ablaufdatum oft schon gelöst, wenn auch in örtlichen Verbrennungsanlagen.

Die Lackbranche braucht einen anderen Ansatz, bei dem z.B. flüssige Materialien zur Herstellung neuer Farben und Lacke umgearbeitet werden. Aber auch das physikalische Recycling, z.B. die Solvolyse, und das chemische Recycling wie Depolymerisieren oder komplette Pyrolyse können Lösungen sein – mit unterschiedlichen ökologischen und ökonomischen Bilanzen. Digitale Produktpässe spielen bei diesem Thema eine zentrale Rolle, um ein umweltfreundliches, aber auch wirtschaftliches Optimum zu schaffen.